Linda Vogels Instrument ist die Harfe. Genauer eine elektro-akustische Harfe, deren Klangspektrum sie durch Effektgeräte und spezielle Spielvariationen erweitert. Komplettiert werden die einnehmenden Stücke der Zürcherin durch ein Schlagzeug und durch ihre Stimme, die sich immer wieder der Poesie hingibt.
Im ersten Halbjahr 2019 probieren die Hip-Hopper GeilerAsDu mal was Neues. Zusammen mit zig Freunden nimmt das Trio laufend Musik auf und veröffentlicht diese bis zum Sommer via monatlicher Playlist. Dann geht’s auf unseren Sonnenberg. Volle Bühne und volle Attacke garantiert!
Das Internet ist um uns herum und in uns drin. Odd Beholder reflektieren dieses virtuelle Geistwesen und dessen ewig (froh?)lockendes Angebot. In Wirklichkeit setzt die Zürcherin Daniela Weinmann auf thermische Elektronik und nahbare Harmonien, was definitiv nach «Odd Pop» klingt – so steht es jedenfalls irgendwo im Internet geschrieben.
Mit rastloser Entschlossenheit legt die Poetin Kate Tempest wortgewaltig Finger in gesellschaftliche Wunden. Die Britin ist ein Ausnahmetalent: Schriftstellerin, Drehbuchautorin, und dazu eine Musikerin, deren Pendelschwünge zwischen Rap und Spoken Word von den Grössten des sozialkritischen Hip-Hops lobgepriesen werden.
Vier Künstlerinnen aus der Schweiz und aus Palästina hoben in der westjordanischen Stadt Rammallah und in Basel ein Musikprojekt aus der Taufe: Kallemi. Es kennt keine geographischen Grenzen und keine musikalischen, denn hier mischen sich Groove und Soul, Attitüde und Hymnik, Percussion und entschlossene Gitarrenparts.
Das Big Eyes Trio entstand im Rahmen einer Carte Blanche des Bee-Flats in Bern für die Musikerin Laure Betris aka Kassette. Im März letzten Jahres vertonten Laure Betris, Emilie Zoé und Sara Oswald u.a. einen feministischen Stummfilm – und fanden Gefallen daran. Ihr Soundtrack ist teilweise einstudiert, teilweise improvisiert, bald auf Soundeffekte reduziert, bald flächig perfektioniert.
Es braut sich was zusammen auf dem Sonnenberg. Ein Gewitter -> L’Orage. Tatsächlich klingen Genfer um den Tenorsax-Virtuosen und Gewinner des letztjährigen Schweizer Musikpreises Ganesh Geymeier nicht wie Blitz und Donner, sondern wie ein transkontinentales Vorspiel: Die Luft lädt sich elektrisch, die Naturkräfte bündeln sich, der Rhythmus weist entschieden in Richtung Klimax.
Seine imposante Leibesfülle und seine tiefe Stimme machen den Kontrabass zu einem erhabenen, würdevollen Instrument. Fabien Sevilla hat ihn genau studiert. In zahlreichen Orchestern und Formationen waren Sevilla und sein treuer Gefährte ein Teil des Ganzen. In seinem Soloprojekt “Rites” hingegen dürfen wir die beiden im innigen Duett erleben.
Wenn er die Augen schliesst, seine Finger die Saiten schwingen lassen, seine Stimme Bilder zu zeichnen anfangen, so sieht und hört man einen Mann, der sein Herz und seine Seele ganz dem Americana vermacht hat. In diesem ist der Luzerner Sebastian Schwarz wahrhaftig heimisch geworden. Gerne führt er euch durch sein rustikales Habitat.
Me & The Magic Horses klingen romantisch. Die Zeichen stehen auf Dream-Indie, die Menschen dahinter sind verdienstvoll: Karin Steffen (Ex-My Baby the Bomb) ist das “Me” und um sich gescharrt hat sie ihre “Magic Horses” aus dem LavaBecki Kollektiv, auch namentlich bekannt als Timo Keller (Hanreti), Pascal Eugster (Alois), Urs Müller (The Monotales), Jwan Steiner (GeilerAsDu/One Lucky Sperm).
Führt euch bitte dieses fabelhafte Glitzern auf der Meeresoberfläche vor Augen. Nun seid ihr dem Wesen von Janine Cathrein’s Musik ganz nahe. Legt eure Zunge auf die Unterlippe. Schmeckt die Sehnsucht, die Melancholie, die Liebe. Im Ohr diese feingliedrigen Folk-Melodien, zu sechst vorgetragen. Sagt: ich bleibe hier.
Der doppelte Cyril, das sind Cyril Yeterian (Mama Rosin) und Cyril Bondi (La Tène). Sie sind Freunde, Komplizen, Vagabunde, Brüder im Geiste und in der Kunst geworden. In dieser drücken starke nordafrikanische Einflüsse durch, der Hang zur Fiebrigkeit und zum Rauschhaften.
Seit 2016 ist Arbajo Jarius als rastloser Kommunikator in der Basler Szene präsent. 2018 folgte dann der Beziehungsstart mit seinen Lovers, und diese Liebelei ist ein wahrer Glücksfall: Oldschool-Hiphop, Jazz, Pop und Funk werfen sich unentwegt Küsse zu. Hochgefühle!
Manuel Stahlberger ist nun berühmt. Gott wollte das so, sagen manche. Jedenfalls macht er – also Stahlberger – Musik wie damals, als er noch nicht berühmt war. Immer noch erzählt er Wunder und vom Plunder des Lebens, umringt von tollen Musikern, die mit stilübergreifenden Themen glänzen. Die Bänd isch besser.
Die vier Jungs von Raketkanon sind gewiss umgängliche Menschen. Ihr gemeinsamer künstlerischer Ausdruck besteht indes aus Aggression, aus Schreien, durchtrainierten Drums und herben Gitarren. Der Sound erinnert unter anderem an, hm ... nun, Steve Albini hat das zweite Album vom Raketkanon produziert.
This Grossmann und Gabriel Ammon, in Schutzanzügen elektronische Klangemissionen in die Luft absondernd: Dieses Bild bot sich die letzten Jahre auf dem B-Sides Gelände. Ein analoges Upgrade später darf das Duo nun auf der Bohemians Welcome Bühne mit ihren Chemiebaukästen experimentieren.
Hasan und Rami stammen aus den Golanhöhen, die politisch zu Syrien gehören, seit 1967 aber von Israel besetzt sind. Mal unter uns: Grenzen sind schon etwas seltsames, nicht? Denken sich auch Hasan, Rami und ihre Truppe, die sich künstlerisch alle Freiheiten gewähren, um ihren Tuareg-Sound auf maximalen Groove zu justieren.
So unbequem als Faser, so reizend ist Asbest als tonfolgenschwere Konfrontation. Das Trio aus Basel verzerrt und zerrt und beschlägt und beschlagnahmt in jedem neuen Song. Mit all dieser Energie gilt es umzugehen. Diese Härte hat man auszuhalten. Dann ist für eine Konzertlänge alles anders.
Stille WWWater gründen tief, doch still möchte Charlotte Adigéry als letztes sein. Die Belgierin drückt sich deshalb in der direkten Sprache des Pops aus – tiefgründigem, artifiziellem und von allem Firlefanz befreitem Pop. Schwül wie eine tropische Sommernacht kann sich der anfühlen, oder entrückt, oder hypnotisch.
Das lyrische Reservoir der Rapperin AWA (African Women Arise) ist ihre Vita. AWA ist in Makoboka, Simbabwe, aufgewachsen. Wo Eindrücke von Armut, häuslicher Gewalt und HIV zum Alltag gehören kämpft AWA für ihre künstlerische Anerkennung. Derzeit lebt Awa ein neues Kapitel: In Deutschland hat sie Asyl beantragt. Wir heissen sie mit offenen Armen willkommen.
Artmustik synergestisch performiert. Vijolina Bratschitsch und Hitsch Large, die sich zeitverschoben mehrere Jahre durch das in der Ewigkeit schwebende Broadway Variété spielten, formen ihre Musik in artistischer Inszenierung – oder umgekehrt. Während hitschtschitschs weibliche Seite der starken Schlagseite zur Musik ausgesetzt ist, trainiert sich dessen männlicher Teil an Leib und Seele ab.
Eclecta trägt’s im Namen: Die Vielfalt der Möglichkeiten ist für Marena Whitcher und Andrina Bollinger das ausdrückliche Existenzminimum. Gerne also mal ein Akkordeon zur Sprache bringen lassen, keifen, sanft sein, spartanisch arrangieren, dann wieder so richtig dick auftragen. Stilistisch ist das fast nicht fassbar. Eklektisch trifft es eben schon.
Anatolischer Folkpop sah in den Siebziger Jahren seine Hochphase und klang gleichermassen groovy wie beseelt. Die Hamburgerin Derya Yildirim und ihre multinationale Gruppe intonieren zahlreiche Lieder dieser Ära, die seit der späten Ehrung von Ikonen wie Selda Bağcan wieder lebendig ist.
An Tiefe und Ausmass schaffen Philipp Hülsenbeck und Gefährten wundersames. Der Kontrabass, die Bläser, diese Melodik, dieser launische Austausch von Reduktion und Anreicherung schafft Weite, und zugleich Nähe. Hülsenbecks Stimme fühlt Erlend Øyes Ruhepuls und wandelt achtsam über diese jazznahen Kompositionen.
Merke: Die Mehrzahl von Schaf ist Schööf. 4 Schööf, heimisch auf der Luzerner Heide, begeistern, wie es wahre Schafe nie tun werden. Schlagzeug, Gitarre und zwei Saxophone verquirlen ihre Töne zu einer superben Jazzmasse, wo jeder Takt seinen Platz hat, jeder Ton seine Funktion, jede Pause ihren Sinn. Man merke sich: Schööf.
Erstaunlich anmutig schlurfen Klaus Johann G.s diesige Melodien durch das Jahr 1973. Und wenn’s schnell wird, wird’s eben nicht mal anders: Es bleibt so galant und geistreich und schalkhaft, so gelenk. Wenn sich KJG zwischen Krautrock und Elektro-Pop «Discogedanken» machen, fühlen wir uns telepathisch angekoppelt.
Direkt, brachial und laut. Ohne Punkt und ohne Komma, aber immer mit mehr als 93dB, schmettert das Trio ihre musikalische Wundermischung aus Indiepunk und Noisepop dem Publikum entgegen. Kein Instrument zu viel, kein ablenkender Schnickschnack. Wenn Decibelles etwas sagen wollen, dann tun sie das geradeaus.
Das Diffuse und das Präzise: In Belia Winnewissers synthetischer Schaffenswelt erscheint, überblendet und vergeht beides in schier übersinnlicher Schönheit. In dieser raumlosen Klangästhetik staut sich die Zeit, um sich durch einsetzende Taktschläge neu zu ordnen.
In Pyrits Wirken als Fürst der elektrosynthetischen Abgründe atmet das Drama in tiefen Zügen. Ein bisschen tiefer noch an diesem Abend. Pyrit präsentiert auf der Hauptbühne eine neue Show, die er in Berlin und Tunesien ersann, im Südpol probte, und die sich über die Grenzen der Musik erhebt.
In der Präzisionsarbeit am offenen Elektroherzen ist Camilla Sparksss eine Meisssterin. Brodelnder Furor artikuliert sie stimmbandgedehnt. Für ihre BPM-Raserei ist keine Ampel rot genug. Und doch schwingen auch anschmiegsame Harmonien die Hüften warm, und die Funken, die Funken, they spark!
Diese Amsterdamer Clique um Nicola Mauskovic feiert gerne. Gerne gut. Gerne mit euch! Deshalb baut die schillernde Truppe live ein Magnetfeld aus Cumbia, afro-karibischen Rhythmen und etwas Psychedelia-Prisen auf, dem man sich – das haben Magnetfelder nun mal so an sich – nicht entziehen kann. Geschweige denn will.
… und dann renken sich Menschen samstagnacht um halb zwei freiwillig die Glieder aus. Tja, so ist Praed eben. Wo das schweizerisch-libanesische Duo auftritt, zimmert es aus Arabischer Popmusik, Electronica und Free Jazz (sic!) einen Tanzboden, der die Extremitäten verlässlich in den Aktivismus treibt.
Am Samstagnachmittag lädt das B-Sides Festival Familien und Kinder mit einem erlebnisreichen Programm auf den Sonnenberg ein. Wir möchten einen spielerischen Zugang zur Welt der Musik ermöglichen: Die jüngsten Besucher*innen sollen die Klangvielfalt entdecken und gemeinsam auf die Bühne treten können.
Flirrend, nervös, ja so betriebsam wie eine wirklich grosse Grossstadt wendet sich der Sound von Nuitunit seinen Hörern zu. Der Luzerner Musiker und DJ hetzt zu Klang gewordene Strobos auf asiatische Stilelemente, installiert wahnsinnig gewordene Popschaltstellen, markiert mit fies eingearbeiteten Zäsuren den Schurken. Gerissen. Genial.
Es dröhnen die wandernden Felsen, die segelnden Steine. Von Tunesien sind sie bis auf den Sonnenberg gerollt und haben eine geballte Ladung musikalischer Wunderdinger mitgebracht. Was für Schmuckstücke sich unter der rauhen Oberfläche verstecken mögen?
Here they come again, those banjo picking retards! Aber heuer ist es etwas anders. Weil: Die urwüchsigen Männer mit den strammeren Saiten kommen mit ihrem letztjährigen Album auf den Berg. «The Holy Gospel Of Country Music» heisst das gute Stück, und yes, es ist jetzt schon der heilige Gral der Country-Welt. Play it again, Ophelia!
Seit letztem Jahr 20 Jahre alt und dabei kein bisschen erwachsen geworden. Radio 3FACH sorgt an der diesjährigen Ausgabe nicht nur für die Übertragung und die Künstler-Interviews, sondern beschallt für einmal mit ihren All-Star Trackselectors auch das Gelände. Zeitgemässe Pop-Musik aus nah und fern gespickt mit Funk- und Indie-Perlen. Let’s Kick some Asses!